König Ludwig II. Gemäldegalerie 

 

 

Wissenswertes über Ludwig II.

Politisches

 

Otto von Bismarck in einer Äußerung über Ludwig II. aus dem Jahr 1883:

"Nach dem Tode wid die Welt ihre Meinung über den bedeutenden König ändern, wenn sie nicht nur seine Kunstschöpfungen, sondern auch seine staatsmännische Korrespondenz kennt. Sein königliches Bewußtsein war nicht bloße Eitelkeit, nicht blendende Alleswisserei, sein staatsmännisches Tun war keine Torheit ... Er versteht das  Regieren besser, als alle seine Minister."

 

Der Geschichtsforscher Ernst Hofacker:

...Dieser an sich apolitische König hatte offenbar immer ein Gespür für entscheidende politische Situationen und handelte demgemäß oft instinktiv richtig.

...Daß Ludwig nach dem Krieg [der verlorene Krieg 1866 gegen Preußen] einiges für sein Land an weiterbestehenden souveränen Rechten herausholen konnte, spricht für den König ...

...In den Krieg [1870] zog Ludwig wie 1866 nicht, nicht einmal sein Heer inspizierte er jetzt.  Als König von Bayern empfand er es als degoutant, im Gefolge des Königs von Preußen zu reiten...

...seine Unlust, preußischen Jubelfeiern beizuwohnen, bewogen ihn dann auch, den Sedanfeierlichkeiten, trotz diverser Lockungen Bismarcks, nicht seine Referenz zu erweisen. Auch hier ist Kritik am Bayernkönig nur wenig angebracht, jedenfalls wenn man seine bayerische Motivation in Rechnung stellt. Bismarcks Einschätzung von Ludwigs staatsmännischem Geschick erweist sich hier als richtig. Eine Teilnahme bei den Feierlichkeiten hätte eine sofortige Unterordnung unter Preußen dargestellt, die seine spätere Verhandlungsposition mit Sicherheit geschwächt hätte. Alle zugereisten Fürsten machten jedenfalls jene Figur, die Ludwig unter allen Umständen vermeiden wollte. Der Schlachtenmaler Bleibtreu berichtet von den "eilfertig herbeigeeilten" Fürsten: "Man hätte diese Fürsten bei Sedan sehen sollen, wie sie auf dem sicheren Hügel hinter dem König standen, fraßen und guckten." Auch wären sie damals so "klein" gewesen, daß sie um jedes kleinere Gespräch hätten heftigst werben müssen.

...Seine Haut so teuer wie möglich für die Zustimmung eines deutschen Kaisers aus Preußen zu verkaufen, war nun das letzte Ziel des Bayernkönigs in dieser Sache. Daß Bayern zunächst nur seine Außenpolitik als selbständiges Ressort verloren hatte, kann dabei, aus bayerischer Sicht, als Erfolg gewertet werden.

In einem Aufsatz aus der Zeitschrift "Deutsche Geschichte" 1995

 

Da Bayern das zweitgrößte Land und die älteste Monarchie in Deutschland war, hatte Bismarck Ludwig gebeten, alle deutschen Fürsten und Freien Städte anzuschreiben und den König von Preußen als Deutschen Kaiser vorzuschlagen. Ludwig hätte ablehnen können, dann wäre der Vorschlag eben von einem anderen deutschen Fürsten gekommen. Statt dessen ließ Ludwig noch einmal sein Talent als listiger Politiker aufblitzen, erklärte sich einverstanden mit dem Ansinnen Bismarcks und forderte erfolgreich Sonderrechte für Bayern. Diese bestanden darin, daß Bayern als einziger Staat, freilich nur in Friedenszeiten, die Hoheit über Bahn, Post und Militär behielt.

Ludwig II. in einem Brief an seine ehem. Erzieherin Sibylle Meilhaus-Leonrod, 24. März 1871:

..."In Bayerns Interesse lag es, daß ich so handelte, denn hätte ich jene so schweren Opfer für die Krone wie für das Land nicht gebracht, so wären wir über kurz oder lang (was mit Bestimmtheit vorauszusagen war) zu noch viel größeren, schmerzlicheren gezwungen worden, ohne daß der Schein der Freiwilligkeit zu retten gewesen wäre, und dies hätte unsre ganze politische Zukunft und unsre Stellung im neuen Reiche verdorben...

Nachzulesen im Ausstellungskatalog "König Ludwig II.", von Karl Joss, Rosenheim 1996

 

Zu den in jüngster Zeit lautenden Stimmen, daß vielleicht schriftliche Anordnungen des Königs gefälscht waren: ein Brief des preußischen Botschafters v. Werthern an den Sohn Bismarcks, im Frühjahr 1883: (Auszug)

"Hildegard Rixinger, die viel bekannte Courtisane, ... Schwester der berühmten Schwindlerin Marie Rixinger, hat ein sehr bewegtes Leben hinter sich. ... Besonders opferte der bayerische Adel an ihrem Altare ...Wenige kennen die Geheimnisse des abenteuerlichen Lebens dieser Person. In München, Hamburg, Wiesbaden, Baden-Baden, Saxon am Genfer See, Monaco, New York, New Orleans, Rio de Janeiro und Wien warf sie unter den Namen Deutsch, Reich und Erkens ihre Netze aus. Nach München zurückgekehrt kam sie gerade recht ... ihrer oben bezeichneten Schwester Marie anzunehmen, welche schon im Jahre 1866 mit 4 Jahren Zuchthaus bestraft, einer neuen Verurteilung wegen Betrugs entgegensehend sich in Untersuchungshaft befand. In dieser bedrängten Lage sucht Hildegard Rixinger alte Freunde auf, darunter den   ... Grafen Holnstein und zwar mit gutem Erfolg ... Zu ihr unterhielt er ein Verhältnis ... Das vertrauliche gegenseitige "Du" scheint aus früherer Zeit zu datieren. Aber auch noch andere Vertraulichkeiten gehen auf eine frühere Zeit zurück, in welcher Graf H.,  plötzlich zu hohen Würden gelangt, eine mächtige Hand hatte und sich großen persönlichen Vertrauens seines ah. Herrn erfreute. Damals hatte Hildegard R. auch Zutritt zum Arbeits-Cabinett des Grafen; sie scheint ihm sogar bei kleineren schriftlichen Arbeiten geholfen und Einblicke in höchst intime Angelegenheiten genommen zu haben ... Dieser Freundin bediente er sich außerdem, um durch Fälschungen der Unterschrift des Königs erhöhte Summen von der Kabinettskasse zu erlangen ... In neuerer Zeit bilden diese Affären für Hildegard R. eine ergiebige Quelle, dem Grafen H. nicht unbeträchtliche Summen abzupressen. Er suchte sie sich daher in wenig kluger Weise durch Verdächtigungen beim Polizeipräsidenten Pechmann zu entledigen. Dadurch kam die Angelegenheit erst ins Rollen. Die Untersuchung des Falles wurde einem "diskreten Polizeirat" übertragen."

Soweit der abgedruckte Brief bei Wolfgang Müller: "Ein ewig Rätsel bleiben will ich..."

Da sich Holnstein guter Verbindungen nach allen Seiten erfreute, kam diese Unterschlagung von Geldern aus der Königlichen Kabinettskasse nie an die Öffentlichkeit.

 

König Ludwig wollte 1886 das Kabinett auflösen und die Minister ablösen.

Der österreichische Gesandte v. Bruck berichtete am 5. Februar 1886 an den Außenminister Graf Kálnoky nach Wien:

Es fanden ... sehr vertrauliche Besprechungen zwischen Prinz Luitpold und Herrn v. Lutz statt, die zu dem Resultate führten, daß Prinz Luitpold sich bestimmt dafür ausgesprochen hat, er würde, im Falle er an die Spitze einer Regentschaft treten müsse, unbedingt das derzeitige Ministerium beibehalten und gar keine Personaländerung in demselben vornehmen. Seitdem es Herrn von Lutz gelungen ist, das ganze Vertrauen des Prinzen Luitpold zu gewinnen, ist die Möglichkeit einer Regentschaft viel näher gerückt.

 

Der Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Versicherungsgesellschaft, Kleeberg, dessen Briefe an den König bezügl. Deckung seiner Verschuldung von der Münchner Regierung ebenso abgefangen wurden, wie von königstreuen Privatpersonen, die den König aus seiner finanziellen Notlage helfen wollten -  der Regierung diente bekanntlich eben diese Notlage als Hebel zur Entmachtung -  wandte sich am 19. Mai 1886 an Bismarck um ihn zu ersuchen, dem König die Sachlage bekannt zu machen:

Kleeberg schilderte in seinem Brief, daß mit dem König ein "eigenthümliches Spiel getrieben" werde, zum großen Gaudium der Demokraten  und der Ultramontanen und zum schweren Schaden der Monarchie. Die Geldkamalitäten der königlich bayerischen Kabinetskasse wären jeden Augenblick zu beheben und alle Interessenten sofort zufrieden zu stellen, wenn es überhaupt "in der Absicht gewisser Persönlichkeiten läge, den öffentlichen Skandal zu beseitigen". Die "absurdesten Gerüchte" über den König von Bayern würden "vertraulich" kolportiert, um ihn nach Möglichkeit zu diskreditieren. Zu welchen Zweck dies geschehe, darüber bestehe kaum noch Zweifel ... daß unerhörte Intrigen gegen diesen deutschen Fürsten, dem das ganze deutsche Volk zu Danke verpflichtet ist, im Werke sind.

Bismarck vermerkte später am Rand dieses Schreibens: Durch die Ereignisse überholt.

ebenso bei  Wolfgang Müller

 

 

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