König Ludwig II. Gemäldegalerie 

 

 

Wissenswertes  über Ludwig II.

Zeitgenossen  erzählen:

 

Der Generaladjutant Prinz Kraft zu Hohenlohe-Ingelfingen, Reisebegleiter des preußischen Königs Wilhelm I., berichtete über seine Eindrücke während der Anwesenheit in München, wo ein Treffen mit dem Kronprinzen Ludwig und Königin Marie stattfand:

" Während unserer Anwesenheit in München erregte der bayerische Kronprinz Ludwig die Aufmerksamkeit unseres Königs im hohen Grade. Dieser junge Prinz stand damals in seinem achtzehnten Jahre, und man mußte seinen geweckten Geist, seine körperliche Gewandtheit wie seinen Mut bewundern. Er ritt und fuhr mit seltenem Geschick und hatte Sinn und Talent für Kunst und Wissen. Man erzählte uns, daß er vor kurzem seine Mutter selbst, wie er das oft tat, in seinem Ponywagen im Park vom Sattel spazierengefahren hatte. Auf dem Heimweg hatte die Königin sich gewundert, daß er so schnell fuhr, er hatte sie aber beruhigt, es gehe ja ganz schön.

Vor dem Schlosse angekommen, bog sich der Prinz vor, faßte beide Pferde bei den Nasen und parierte mit kräftiger Faust auf diese Weise sicher, denn - die Zügel waren rerrissen, und die Pferde waren nach Hause durchgegangen. Man setzte große Hoffnungen in diesen jungen Herrn."

Abgedruckt bei Rupert Hacker," Ludwig II. von Bayern in Augenzeugenberichten"

 

Der Dichter und Komponist Peter Cornelius schreibt in seinem Tagebuch am 13. Jänner 1865:

"Endlich öffnete sich denn auch die Audienztüre für mich. Der klare Verlauf des Gespräches ist mir schon zum Traume geworden; ich weiß nicht mehr, wie sich alles entspann, was der König zuerst fragte ... Er stand wenige Schritte von der Thüre im bayerischen Militärkleide, den Hut mit Federn auf dem rechten Arm. Zuerst sucht wohl das Auge das Auge, wenn man einen Menschen ansieht. Und so ging mir's bei ihm, nur daß man es schwer wieder verlassen konnte und so alles Übrige nur im Überblick sah, am meisten den redenden Mund, den ein Zug von der reinsten Herzensgüte umschwebt. Seine Stimme ist halblaut und volltönend, sehr wohltuend. Seine Sprache reines, ungeziertes Deutsch. Die stille Furcht, etwas Kränkliches, Überreiztes in dem Wesen des gekrönten Jünglings zu finden, schwand sogleich völlig; er ist gesund, kräftig. Sein Haupt bewegt sich zierlich frei und schön auf dem das gewöhnliche Maß überragenden Körper; kurz, jeder Blick, jedes Wort, dessen ich mich heute entsinne, war nur wohlthuend, nur erfreuend, hatte nicht den entferntesten Beigeschmack von Einengendem oder Bedrückendem. Königswürde mit Schönheit und dem Ausdruck eines durch keinen Hauch getrübten Seelenadels gepaart, das gewährt einen erfreuenden, im Innersten wohlthuenden Anblick."

Abgedruckt in: "König Ludwig II. - im Portrait, von Elmar D. Schmid

 

Über die Wirkung seiner Persönlichkeit berichtet ein hessischer Bataillonskommandeur (1866):

"Bei einem Liebesmahl der Offiziere geschah es plötzlich, daß die Flügeltüren des Saales aufsprangen, und herein trat, im blausilbernen Waffenrock mit umgehängtem, faltenreichem Reitermantel und mehr noch durch den Glanz seines wundervollen dunklen Auges wie ein Gralsritter wirkend, ein Jüngling, so schön, so überirdisch schön, daß mir geradezu der Herzschlag stockte. Ich fragte den bayerischen Kameraden, der mein Tischnachbar und, wie alle bayerischen Herren, beim Eintritt der herrlichen Gestalt aufgestanden war, flüsternd: "Wer ist das?" - "Unser junger König", antwortete er."

Abgedruckt bei Werner Richter, "Ludwig II. - König von Bayern"

 

Ein Bediensteter an des Königs Hof:

... Sein zartes Gemüt befand sich da in einer wunderlichen Lage; er wußte sich von seinem Volke geliebt, hätte demselben auch gern seine Gegenliebe bezeigt, wußte aber nicht, wie er das machen sollte, ohne sich "zur Schau zu stellen" und sich als "Ovationsopfer" - ein von ihm selbst erfundener und später oft gebrauchter Ausdruck - herzugeben. Einmal, als ihm von irgendeiner Seite wieder recht lebhaft zu einer Bereisung des Landes zugeredet worden war, äußerte er zu mir: "Ich will ja gern reisen; kann denn aber ein Volk seine Liebe zu seinem Könige nicht anders bezeigen, als daß es immer vor ihm herumkriecht und "Hoch" dazu schreit?"

Aus: "Klarheit" - aus den nachgelassenen Papieren eines Eingeweihten, 1900

 

Aus den Erinnerungen von Prof. Felix Dahn, Schriftsteller und Historiker, nach der Begegnung mit dem König im Schachenhaus,1873, wo der König von Dahn forderte, dieser solle von seinem Standpunkt aus, die politische Lage beurteilen:

Da war es nun ein Glück, daß ich die deutsche Reichsverfassung im Laufe des letzten Jahres so gründlich studiert und so ausführlich vorgetragen hatte. Denn mit ganz überraschender Sachkenntnis stellte der König die eingehendsten Fragen oft über die kleinsten Einzelheiten der Versailler Verträge! Er zeigte sich ebenso genau unterrichtet wie grundgescheit, scharf, ja sogar ein wenig rabulistisch, dialektisch, spitzfindig in seinen Erwiderungen: es ergötzte ihn offenbar, sich im Streite gewandt und glatt zu erweisen; dergleichen hatte ich von diesem schwärmerischen Wagnerverehrer nicht erwartet.

 

Hofrat von Bürkel, Ludwigs Kabinettsekretär bis Anfang 1884, berichtet nach dem Tod des Königs:

...als ich noch bei ihm fungierte, verblüffte er mich noch oft durch die Präzision seines Gedankenganges. Ungeordnet, verworren erschien er mir eigentlich nur, wenn es sich um seine Bauprojekte handelte; da verlor er jedes Maß für die Wirklichkeit, und es war schwer, mit ihm fertig zu werden. Dann schrieb er unvernünftige Briefe und sprach unvernünftige Worte, dann trat mir der eigenwillige, selbstherrliche Despot entgegen. Aber ich erinnere mich auch mit aufrichtigstem Vergnügen an viele Gespräche, die er mit mir über bildende Kunst, über Literatur, Theater und Personen führte. Da war es ein Genuß, ihm zuzuhören, da konnte er noch bezaubernd wirken. Wenn er mich mit seinen schwärmerischen, durch starke Kurzsichtigkeit ein wenig verschleierten Augen, die er oft nach oben richtete, ansah, wenn ein reizendes, beinahe kindliches Lächeln um seine Lippen spielte, wenn er ganz weltfremde, rührend naive Fragen an mich richtete, dann ging ein eigener Zauber aus von diesem Manne, dann begriff ich die ungewöhnliche und hinreißende Wirkung, die er allein durch seine Erscheinung lange Zeit auf die großen Massen ausgeübt hat, dann - ich verhehle es Ihnen nicht - gab es Augenblicke, in denen ich, ein sonst ruhiger und besonnener Mann, mein Leben für ihn hingegeben hätte!"

Abgedruckt bei: Erika Brunner "Der tragische König"

 

Therese Vogel, Wagnersängerin am Hoftheater des Königs, erzählt uns:

"Viel Dichtung und Wahrheit ist über die Separatvorstellungen, an denen ich selbst mitwirkte, in der Öffentlichkeit verbreitet worden. Sie fanden alljährlich im Monat April und November statt. Anfangs erschien der König pünktlich zur angesetzten Stunde, in späteren Jahren aber wurde es oft acht und neun Uhr, bis wir anfangen konnten. Der König nahm in der Mittelloge, nicht - wie es allgemein heißt - im dunkelsten Hintergrunde, sondern auf einem Vordersitze Platz, und die Loge selbst war leicht erhellt, während selbstverständlich das übrige Theater in tiefes Dunkel getaucht war. Wir Künstler hatten das unglaublich glückliche Gefühl, daß der König mit seiner ganzen seelischen Anteilnahme bei der Sache war. Nach den Aktschlüssen schickte er seinen Adjutanten auf die Bühne, der uns die königliche Anerkennung übermittelte. Es stimmt nicht, daß "Lohengrin" die Lieblingsoper König Ludwigs war. Diese Stelle nahm in seinem Herzen vielmehr "Tristan und Isolde" ein. Ich weiß dies aus dem Munde des Königs selbst, der bei der einzigen Audienz, die er meinem Manne und mir in der Residenz gewährte, das Geständnis machte, daß ihm diese Oper über alles gehe. Ich möchte bei dieser Gelegenheit auch manches Märchen zerstreuen, das über den König selbst lange und vielleicht in manchen Köpfen auch heute noch spukt, das Märchen nämlich, daß der König ein menschenscheuer Sonderling im Benehmen anderen gegenüber war. Bei unserer Audienz zeigte sich der König von einer so gewinnenden Herzlichkeit und Anteilnahme, daß wir im Innersten gerührt waren. Wie der König die Wagner-Werke kannte, kannte bis in die subtilsten Einzelheiten, mag man daraus ersehen, daß er mit mir über die Wagnerschen Frauengestalten und ihre musikalische Vertiefung bis ins eingehendste sprach. Schon sein ganzes Äußere war königlich in Haltung und Gebärden, aber dabei doch durchaus menschlich."

Abgedruckt bei  Kurt Hommel: "Der Theaterkönig"

 

Zeugenaussage des Chevaulegers Alfons Weber:

"Ich war im ersten Kammerdienst des Königs, sein Kammerlakai vom 28. April bis 1. November 1885 und dann vom 28. Mai bis zum 12. Juni 1886. Über die angebliche Geisteskrankheit des Königs habe ich gar keine Wahrnehmungen gemacht. Auch habe ich keinerlei Veränderungen wahrgenommen. Ich war stets beim König in unmittelbarster Nähe. Ich habe ihn angekleidet und ihm serviert. Er hat oft mit mir Gespräche geführt dienstlicher Natur. ...

Der König zeigte niemals eine Spur von Geisteskrankheit.

Abgedruckt bei Rupert Hacker,   " Ludwig II.  von Bayern in Augenzeugenberichten"

 

Vorreiter Fritz Schwegler, einer der letzten Bediensteten des Königs:

"Ich war in den letzten Lebenstagen des Königs häufig zum persönlichen Dienst bei ihm abkommandiert und ich kann nur sagen, er war ein gerechter und gütiger Herr. Er hat zwar manchmal geschimpft und gewettert, wenn einer sich etwas zuschulden kommen ließ, aber der Zorn war meistens schnell wieder verraucht. Von den verrückten Befehlen, wie Kratzen an den Türen um Einlaß zu bekommen, Hinlegen- und Kriechenmüssen auf dem Boden, Tragen von Gesichtsmasken usw. habe ich selbst nie etwas gehört oder gesehen. Mein Firmpate Mair, der später soviel Schlechtes über den König zu erzählen gewußt hat, unterhielt sich oft mit mir über den König. Wären solche Sachen, wie er sie später behauptete, wirklich vorgefallen, hätte er sicher mit mir vorher schon darüber gesprochen. Im Gegenteil! Ich habe mich oft gewundert, wie ruhig und gefaßt der König in den letzten Tagen seines Lebens war, als er die ganze Größe des Verrates an ihm erkennen mußte."

Abgedruckt in "König Ludwig II. - Sein Leben - Sein Ende", von Julius Desing (langjähriger Schloßverwalter von Neuschwanstein)

 

Fürst Chlodwig  von Hohenlohe-Schillingsfürst, Minister:

"Das Geschick hatte den König planmäßig in seine Einsamkeit getrieben. Er war eine großartig angelegte Natur! Schon als junger Mann in den zwanziger Jahren ging er nie auf die Berge, ohne seine Bücher mitzunehmen. Sie waren seine unzertrennlichen Begleiter. Stets wurden bei Reisen die Koffer neu mit den planvoll ausgewählten Büchern versehen. In der Berghütte "Zum wilden Jäger" hat er die philosophischen Schriften von Ludwig Feuerbach mit einem wahren geistigen Heißhunger verschlungen. Ebenso wurde er von Feuerbachs "Wesen des Christentums", der "Theogonie" u.s.w. gefesselt. Wo die gewaltigen Aussprüche dieses Philosophen sein tiefstes Denken und Fühlen bewegten, da hat er einzelnes mit seiner Umgebung (u.a. mit v. Pfistermeister) durchgesprochen.

Wenn ein junger Fürst im Alter von 22 Jahren mit philosophischen Werken sich monatelang beschäftigt, um den Urgrund allen Seins nachzuforschen, so muß er doch ein außergewöhnlicher Mensch sein. Und der König war viel bedeutender als seine Altersgenossen. Ich kann nicht genug rühmen, mit welch bewundernswerter Geistesschärfe er alles rasch durchschaute, wie er das eigentliche punctum saliens z.B. in schwierigen Finanz- und Rechtsfragen klar erfaßte, und wie er eine erstaunliche Menschenkenntnis bekundete"...

 

Prof. Dr. Beyer, Freund von Fürst Hohenlohe-Schillingsfürst und Autor einer Biographie über Ludwig II.:

Es war von jeher so, daß Männer, welche mit reformatorischen neuen Ideen auftraten und höher standen als ihre Mitmenschen, von der Mittelmäßigkeit für überspannt, ja sogar für geisteskrank erklärt wurden, bis sich das Jahrhundert zu ihnen emporgebildet hatte, bis die Hinauforganisation zu Höherentwickeltem vollzogen war.

Über das Festspielhaus welches der König für München plante:

Leider hat der grundsätzliche Widerstand der Kassenbeamten der Civilliste, ferner vieler Ultramontanen und auch der städtischen Räte, welche das Areal aus besonderen Gründen verweigerten, den König abgehalten, seiner Residenzstadt eine Zierde zu verleihen, um welche die Jahrhunderte München beneidet haben dürften.

Der König zog sich in begreiflicher Verstimmung zurück, indem er nach Versicherung Benzigers (Anm.: das ist der eidgenössische Geschäftsmann in dessen Villa der König währens seines Aufenthaltes in der Schweiz gewohnt hat) geäußert haben soll, er werde nunmehr zur Förderung des Kunsthandwerks sein Geld in anderen Teilen seines Bayernlandes anlegen und München vorerst verschonen.

Hochinteressant ist es aber, hiebei zu erfahren, daß die dem Könige nicht gelungene Ludwigsstraße vor kurzem von der Stadt München auf ihre eigenen Kosten angelegt wurde. Sie trägt den Namen Luitpoldstraße. Vielleicht wird man sich später auch noch dazu entschließen, zu Ehren Ludwigs II. das von ihm geplante und erstrebte Prachttheater auf den Höhen der Maximiliansanlagen zu errichten, wenn einmal das herrliche Bild des Einzigen - nicht mehr von menschlichen Schwächen und der Parteien Mißgunst negiert - in der ganzen Großartigkeit seines ureigenen Charakters allseitig wieder erkannt sein wird.

 

 

 

Zurück zur Übersicht

 

Titel        Entree        Galerie        Zur Person        Kunstdrucke        Büsten        Kontakt        Links        Sisi

       Ausstellung auf Neuschwanstein        Wissenswertes über Ludwig II.        Gästebuch