König Ludwig II. Gemäldegalerie 

 

 

Wissenswertes über Ludwig II.

Zu Herrenchiemsee:

 

Der Autor Dr. Alexander Rauch:

"Versailles und Herrenchiemsee, Vorbild und ästhetische Gegenwelt, verhalten sich zueinander wie Tag und Traum. Und wie Träume abbreviaturhaft Zeichenfolgen des Erlebten sein können, verklären sich für Ludwig die Symbole von Versailles zu poetischen Symbolismen. Es ist an dieser Stelle daran zu erinnern, daß es innerhalb der Raumfolgen Herrenchiemsees "Schlafzimmer" sind, die den jeweiligen Höhepunkt bilden. "Orte des Schlafes" besetzen, eingebettet in tiefe Raumfluchten, die Zentren der binären Welt dieses Schlosses. Indem Architektur und Ausstattung diesen Schlafräumen derartige Bedeutung verleihen, werden sie zu Kulträumen. Nicht zufällig werden auch einige der Heldinnen Wagners im tiefsten, dunkelsten Teil des unermeßlichen Waldes vom Schlaf befallen: Brünnhilde, Erda und Kundri sind "Schlafende", nicht in den Schlaf der Nacht, sondern in einen divinatorischen Schlaf Versunkene, Prophetinnen gleich. Die kulthafte Erhöhung des Schlafgemachs des Sonnenkönigs in Herrenchiemsee verleiht diesem Ort die ewige Weihe. Louis XIV schläft in der Chambre de Parade auf der Insel nicht den Schlaf der Nacht, sondern einen ewigen Schlaf. Es bedarf keiner weiteren Ausführung darüber, daß dieses Gedankenbild im Bereich der Märchen-und Sagenwelt der ebenfalls ewig "schlafenden" Kaiser im Bergesinneren anzusiedeln ist.

"Zum Raum wird hier die Zeit", erklärt Gurnemanz dem jungen Parsifal, während er ihn in den Gralstempel führt. Wie dieser ist auch Herrenchiemsee ein Zwischenreich zwischen Diesseits und Jenseits, Gegenwart und Vergangenheit, zwischen Leben und Tod. Ludwigs Huldigung an Versailles kommt der Zwiesprache mit den Toten gleich." ...

Aus: "Schloss Herrenchiemsee" - Ein Königreich vor Sonnenaufgang

 

Roi Soleil

"Roi Soleil"   Tusche/Aquarell, 32x24cm (verkauft)

 

Heinrich Kreisel, ehem. Schlossverwalter von Herrenchiemsee und Autor:

Hier hat im vorletzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts das sogenannte "Zweite Rokoko" auf bayerischem Boden einen Grad von Ideenreichtum, von Erfindungsgabe, aber auch von skuriller Fantastik gezeitigt, die ganz - wenn auch durch mehr als hundert Jahre davon getrennt - Geist vom Geiste des üppigsten bayerischen Rokoko (zwischen 1750 und 1770) ist und wohl nur möglich war, weil, wie die Gotik in England, das Rokoko in Bayern als Lebensgefühl noch nicht ganz ausgestorben war. Welche Entwicklung  führte vom beginnenden Zweiten Rokoko des Lichtensteinpalais zu Wien, mit seiner braven Grandezza und seiner biedermeierlichen Gespreiztheit, zu diesem Tummelplatz der Fantasie, zu diesem Ausschweifen eines an Wildheit grenzenden Temperaments bis ins Letztmögliche des Stils! Wenn das alles damals so auch nur in Bayern entstehen konnte, so wurde es doch einzig und allein durch den letzten großen und eigenwilligen Auftrag eines Monarchen hervorgerufen.

Aus: "Die Schlösser Ludwigs II. von Bayern"

 

 

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